Wissenschaft und Bürger:innen in Trier sind sich einig – angesichts der Folgen des Klimawandels muss Trier grüner werden! Genauer gesagt braucht es mehr Beschattung durch Pflanzen und Bäumen, sowie dazugehörige (konsumfreie) Aufenthaltsorte und Sitzgelegenheiten. Da das Pflanzen von Stadtbäumen durch die extrem hohe Versiegelungsquote und die Bewässerungssituation sehr schwierig umzusetzen ist, müssen alternative, flexible Lösungen her: Fassadenbegrünung, Kübelbepflanzung und begrünte Stadtmöbel. Zugleich ist die Flächenkonkurrenz in der Innenstadt ein akutes und hitzig diskutiertes Thema: Wem gehört die Stadt? Wie lässt sich aktuell für Parkflächen verwendeter Raum alternativ nutzen – und wie kann das überhaupt gelingen?
Mit einem Parklet-Konzept für Trier möchten wir beide Themen verbinden und Bewegung in die Sache bringen. Nach dem Vorbild anderer Städte im deutschsprachigen Raum, die bereits erfolgreich und teils seit vielen Jahren Parklets ins Stadtbild und die dahinterstehenden Abläufe integriert haben, sind wir aktiv für kreative und frische Lösungsansätze.
Was ist überhaupt ein Parklet?
Das Parklet verfolgt die Idee, einen Parkplatz in einen öffentlich zugänglichen Aufenthaltsbereich umzuwandeln. Im Prinzip bestehen Parklets immer aus einem Podest, das ebenerdig an den Gehweg anschließt – quasi eine Erweiterung des Fußgängersteigs auf die Straße. Auf diesem Podest, das einfach aufgebaut und abtransportiert werden kann, werden verschiedene Elemente wie Pflanzkübel und Sitzgelegenheiten platziert.
Damit wird die individuelle Nutzung der Parkfläche als Abstellmöglichkeit für das Auto in eine urbane Freifläche mit gesellschaftlichem Mehrwert transformiert. Denn Parklets bieten diverse Nutzungsformen wie zum Beispiel als nachbarschaftlicher Begegnungsraum, Sitzgelegenheit, Spielfläche für Kinder, Pflanzenbeet, Kunstprojekt, Tauschstation (beispielsweise für Bücher) oder als Veranstaltungsort. Insbesondere im innerstädtischen Raum bietet das Parklet dadurch eine Steigerung der Lebensqualität der sich dort aufhaltenden und lebenden Bürger und Bürgerinnen.
Ein versiegelter Raum wird für die aktive Nutzung geöffnet und kann den individuellen Bedürfnissen der Bürger und Bürgerinnen gerecht werden. Neben den direkt fühl- und erlebbaren Veränderungen des vorher versiegelten Parkraumes, verleiht diese Maßnahme, insbesondere bepflanzt, durch die Aufwertung des Stadtklimas eine Verbesserung des Gesundheitszustandes der dort lebenden Menschen.
Entstanden ist das Konzept des Parklets Mitte der Nullerjahre in den USA aus dem Protesttag „Park(ing) Day“. Im Jahr 2015 wurde in Stuttgart das erste Parklet Deutschlands aufgestellt, seitdem verfolgen immer mehr deutsche Städte das Ziel, Parklets fest zu etablieren und Bürger und Bürgerinnen zu partizipativen Umsetzungen zu motivieren. So sind beispielsweise im letzten Jahr 60 Parklets in Berlin entstanden, und zwar durch ein dafür entwickeltes Förderprogramm der Stadt. Dies unterstreicht erneut die hohe Motivation und Bereitschaft der Bevölkerung zur Mitgestaltung der eigenen Stadt und der Schaffung von freien Begegnungsstätten. Erleichterungen im Umsetzungsprozess bieten Städte wie Stuttgart, München oder Berlin durch Verwaltungsanleitungen und Beratungsangebote zu Parklets.
Wie kann so etwas in Trier funktionieren?
Unser Wunsch ist es, dass die Stadt nach Berliner Vorbild Eigentümerin der anzuschaffenden Parklets wird und diese im Rahmen ihrer Grünflächenpflege verwaltet. Insbesondere was Einlagerung, Transport und Bewässerung der Bepflanzung angeht, wäre eine derartige Struktur strategisch von Vorteil. Nichtsdestotrotz funktioniert solch eine Kampagne nicht ohne die Einbindung verschiedener anderer Zielgruppen, etwa ansässiger Unternehmen und Gastronomiebetrieben, sowie der Zivilgesellschaft.
Derzeit sind wir in enger Absprache mit Stadtverwaltung und anderen Stakeholdern, um ab Spätsommer 2023 mindestens ein Parklet in Trier zu etablieren. Dabei ist uns bewusst, dass eine temporäre Begrünung auf keinen Fall dauerhafte Bepflanzung durch Bäume oder Sträucher ersetzen kann; stattdessen können sie schnell und flexibel Lücken im innerstädtischen Grün schließen und sowohl zum stressfreien Verweilen, als auch zum Diskutieren, etwa über die Flächenverteilung im urbanen Raum, anregen. Nutzen, die letztlich konkrete Klimawandelanpassung in Trier bedeuten.